Von 7 der 29 Junghans Figuren sind seit den 90er Jahren Fälschungen auf dem Markt. Nach derzeitigem Kenntnisstand stammen alle aus China und dort vermutlich von mehreren Herstellern.
Der Unterschied zwischen Fälschung und Reproduktion wird hier gemacht nach der Benutzung des Junghans Warenzeichens „j“ im achteckigen Stern. Die ansonsten gleichen Uhren und Trägerfiguren werden nämlich mit und ohne Warenzeichen angeboten. Uhren ohne Warenzeichen verletzen wohl keine Schutzrechte der Firma Junghans, da die Uhren seit fast 100 Jahren nicht mehr gebaut werden.
Die Uhrwerke sind im Übrigen völlig unterschiedlich.
Uhren mit solchen Zifferblättern sind deshalb eher als Reproduktionen zu bezeichnen. Die Verwendung des Junghans Warenzeichens stellt hingegen eine eindeutige Verletzung der Schutzrechte der Firma Junghans dar.
Der Einfachheit halber sollen im Folgenden alle Nachbauten unter dem Begriff Fälschung zusammengefasst werden.
Folgende Mysterieusen werden in China gefälscht:
Uhren Typ 1 und Typ 4 (Kugeluhr), bei der letzteren handelt es sich allerdings eher um eine Fälschung einer Schwingpendeluhr von Ansonia mit dem gleichen gefälschten Uhrwerk, mit dem auch die Junghans Uhren geliefert werden. Hängt das Ganze dann noch auf einer nachgegossenen Figur im Junghans-Stil, ist die Mixtur komplett.
Leider werden mit solchen Fälschungen gutgläubige Menschen – meistens allerdings „Schnäppchenjäger“ – betrogen.
Die Betrüger arbeiten dabei mit allen Tricks:
- Bilder ohne Rückseiten- Ansicht
- „Dachbodenfund“
- „vom Großvater geerbt“
- „aus Werkstattauflösung“
- „aus dem 20. Jahrhundert“
- „nach klassischem Vorbild“
- „Uhr nicht auf Ganggenauigkeit geprüft“
- „dem Alter entsprechende Abnutzungsspuren“
Solche Beschreibungstexte weisen bereits auf eine Fälschung hin.
Zwei weitere Beispiele:
Ein Elefant, dessen Figur eine eindeutige chinesische Fälschung war, wurde mit einer echten Uhr, der beide Zeiger fehlten, in schlechtem Zustand verkauft!
Ein weiterer Trick: es wurden 5 Bilder gezeigt, das erste war eine Kopie aus einem Buch, das eine echte Uhr zeigte, die 4 anderen zeigten eindeutig die Fälschung!
8.1 Gefälschte Uhren
Die gefälschte Uhr vom Typ 1 ist leicht vom Original zu
unterscheiden, bei den Figuren ist dies - nur anhand eines Fotos - sehr
schwierig. Es ist hilfreich, wenn man ein Original zur Verfügung hat, das mit
dem Foto verglichen werden kann.
Im Folgenden werden die drei Uhren, die derzeit angeboten
werden, gezeigt. Die Linke Uhr ist das Original, die beiden rechten sind
Fälschungen.
Bild 41 - 42
Jeweils links: Original,
beide rechte Uhren sind Fälschungen
Eine der oben abgebildeten Uhren ist unmittelbar als
Fälschung zuerkennen, wenn ein Bild der Rückseite zur Verfügung steht: Alle
Uhren, bei denen der Stellknopf nicht in der Mitte des runden Gehäusedeckels
liegt, sind keine Junghans Uhren. Bei allen Junghans Schwingpendeluhren sitzt
der Stellknopf auf der nach hinten verlängerten Minutenwelle. Bei den
Fälschungen wie bei der mittleren Uhr musste das Kurzpendel erheblich länger
konstruiert werden, als beim Original, daher liegt die Minutenwelle im
Schwingbereich des Kurzpendels. Sie kann daher nicht nach hinten verlängert
werden.
Stattdessen erfolgt die Einstellung der Uhr über den
Stellknopf, der ca. 1,5 cm links, etwas oberhalb des Aufzugsknopfes liegt, über
ein zusätzliches Zahnrad auf die Minutenwelle. Die Einstellung der Zeiger ist
daher bei den Fälschungen erheblich schwergängiger als beim Original.
Vom Kauf einer Mysterieuse, deren Rückseite nicht durch ein
Foto belegt ist, muss daher abgeraten werden. (Heute, 2013, sind von 100 im
Internet angebotenen „Junghans Mysterieusen“ 99 Fälschungen.)
Bei der rechten Uhr – ebenfalls eine chinesische Fälschung,
die hauptsächlich in den USA vertrieben wird – ist eine Unterscheidung ohne
Ansicht des Uhrwerks (sh. drittes Bild) fast unmöglich. Im ersten Bild ist zwar
eine Originaluhr mit dem Junghans Markenzeichen dargestellt, wie bereits
ausgeführt, ist dies aber kein Kriterium für die Echtheit: Junghans hat diese
Uhren mit und ohne Markenzeichen gebaut!).
Eine sichere Unterscheidung ist erst anhand eines Fotos des
Uhrwerks möglich.
Bild 43
Original links, die mittlere und die rechte Uhr sind
Fälschungen
Hierbei sieht man sofort, dass das Original die einzige Uhr
ist, deren Feder in einem Federhaus untergebracht ist. Vergleicht man die Linke
Uhr (Original) mit der rechten, so sieht man, dass die Feder offen zwischen den
Platinen liegt. Weiterhin ist die rückwärtige Platine bei der Fälschung mit
vier Muttern auf Abstandsbolzen befestigt. Auch wenn es den Anschein hat, als
ob der Stellknopf in der Mitte auf der Verlängerung der Minutenwelle (wie beim
Original) sitzt, ist dies tatsächlich nicht der Fall. Die Einstellung der Uhr
durch Drehen am Stellknopf erfolgt über eine Zahnradübersetzung die zwischen
den Platinen liegt.
Ein weiterer Unterschied, der hier nicht sichtbar ist,
besteht in der Befestigung des Zifferblatts: bei der Original Junghans Uhr
verfügt das Zifferblatt auf der Rückseite über zwei Kupferstifte, die mit zwei
Stellringen auf der Rückseite der vorderen Platine befestigt sind. Bei beiden
chinesischen Fälschungen dagegen ist das Zifferblatt mit doppelseitigen
Klebeband auf die vordere Platine geklebt.
Es ist hier deutlich zu sehen, dass die rechte Uhr als
neuere Fälschung der Junghans-Uhr konzipiert worden ist: das Kurzpendel ist wie
bei Junghans kürzer konstruiert worden, dadurch konnte ein Stellknopf
(scheinbar) in die Mitte verlegt werden und der Abstand zwischen unterstem Steg
und Gewichtskugel konnte ähnlich wie beim Original verkürzt werden. Auch wenn
Junghans heute seine Schutzrechte nicht mehr aufrechterhält, handelt es sich
hier eindeutig um einen Betrugsversuch zumindest an sammlungsinteressierten Menschen.
Da die rechte Uhr glücklicherweise äußerst selten
anzutreffen ist, nicht zuletzt, weil sie in Europa nicht vertrieben wird, in
den USA jedoch zu einem relativ hohen Preis verkauft wird (ca. 200 €), sollen
im Folgenden noch einige Unterschiede zu der am häufigsten angebotenen
Fälschung in Form der mittleren Uhr herausgestellt werden.
Auch Bilder von der Vorderseite der Uhr vom Typ 1 machen
Fälschungen sofort erkennbar, wenn man weiß, worauf zu achten ist. Allerdings
gehört etwas Erfahrung dazu, die man sich sinnvollerweise erst aneignen kann,
wenn man über je ein Belegexemplar einer Fälschung und eines Originals verfügen
kann.
Bild 44
Links Fälschung, rechts Original
Die Gewichtskugel der Fälschung ist ca. 3mm kleiner im
Durchmesser, da das darin untergebrachte Pendelgewicht aus Blei ca. 40g wiegt,
beim Original dagegen ca. 60g.
Bild 45
Original
Fälschung
Fälschung
Die Messing-Spitze unterhalb der Gewichtskugel ist bei der
mittleren chinesischen Fälschung ca. 2mm länger und trägt an ihrem Ende ein
Kügelchen von ca. 1mm Durchmesser, während sie beim Original in einer Spitze
zuläuft. Zusätzlich – obwohl auf Fotos kaum zu erkennen – ist dieses Teil bei
der Fälschung von stumpf-bräunlich patinierter Messingfarbe, während sie beim
Original vergoldet ist.
Bei der anderen Fälschung (rechts) fehlt jedoch das
Knöpfchen, dafür ist die Spitze insgesamt deutlich länger (sh. Rechtes Foto).
Die Feder, mit der sich die Gewichtskugel der mittleren Uhr
gegen die unterste Brücke zwischen den beiden äußeren Stangen des Gehäuses
abstützt ist bei den Fälschungen um ca. 1cm länger als beim Original. Sie hat
in etwa das Format (wie das Aussehen und die Qualität) einer
Kugelschreiberfeder. Beim Original ist diese Feder erheblich dicker, kürzer und
aus vergoldetem gewickeltem Messingdraht. Die 2 Zierkügelchen am oberen und
unteren Ende der Federunterscheiden sich deutlich in ihrer Form.
Der Durchmesser der Uhr ist beim Original ca. 3mm größer als
bei beiden Fälschungen, dies ist ohne Vergleichsmöglichkeit jedoch nicht zu
erkennen.
Alle diese Merkmale der Fälschung mit Ausnahme der Anordnung
des Stellknopfes sind – insbesondere, wenn getäuscht werden soll - auf Fotos
einfach zu kaschieren. Daher ist vor einem Kauf entweder ein Foto der Rückseite
oder ein durchsetzbares Rückgaberecht zu verlangen, es sei denn, man will nur
eine funktionierende, wie eine Mysterieuse aussehende Kaminverzierung zu
entsprechendem Preis kaufen.
Am seriösesten ist es natürlich, wenn die rückwärtige
Ansicht des Uhrwerks gezeigt wird:
Bild 46-1
Bild 46-2 Bild 46-3
Original Fälschung Fälschung
Hat man eine Uhr vorliegen, etwa bei einem Händler, ist eine
genauere Betrachtung möglich und angebracht. Wenn der Stellknopf in der Mitte
liegt (ansonsten lohnt sich der Aufwand nicht) wird der Stellknopf abgezogen
und der Aufzugsknopf im Uhrzeigersinn abgeschraubt (Linksgewinde). Der
rückseitige Deckel der Uhr kann dann üblicherweise mit den Fingernägeln
abgezogen werden. Das Uhrwerk wird dann sichtbar und man kann sich einen ersten
Eindruck über seinen Zustand verschaffen. Die Rückseitige Platine ist aus
poliertem, gestanztem Messing, am unteren Ende ist die Feder in einem Federhaus
aus Messing untergebracht. (Die Fälschungen haben eine offenliegende Feder, die
am unteren rechten Uhrwerkspfeiler eingehängt ist.)
Am oberen Ende liegt das Kurzpendel. Hält man die Uhr nun
senkrecht und gibt ihr einen leichten seitlichen Stoß, wird das Kurzpendel
ausgelenkt und muss nun frei mit seiner (hohen) Eigenfrequenz weiterschwingen,
wenn man die Uhr ruhig hält. Voraussetzung ist, dass die Feder zumindest leicht
vorgespannt ist – dies ist fast immer der Fall, weil jeder frühere Interessent
schon einmal probiert hat, ob sich die Uhr noch aufziehen lässt.
Schwingt das Pendel nicht, ist Vorsicht geboten. Lässt man
das Pendel nur 15 sec schwingen, müssen sich die Zeiger deutlich um mehrere
Minuten bewegt haben.
Die hintere Uhrwerksplatine kann – muss aber keineswegs –
den Junghans Stempel tragen. Warum einige Uhrwerke gestempelt sind, die
Mehrzahl jedoch nicht, ist nicht zu klären. Informationen hierzu wären
interessant, weil sich daraus vielleicht Rückschlüsse auf das Fertigungsjahr
ziehen lassen.
Auch gefälschte Kugeluhren werden angeboten. Es handelt sich
wohl ursprünglich um die Fälschung einer Ansonia-Kugeluhr, bei der die
Ansonia-Aufhängung mit ihren gekreuzten Federn durch ein Pendelkreuz im
Junghans-Stil ersetzt wurde und die auf einer gefälschte Eccomi-Figur verkauft
wurde. Diese Fälschung ist leicht zu erkennen, weil das Original römische Ziffern
hat, die Fälschung arabische. Zusätzlich verfügt das Original über
Feststellschrauben an den seitlichen Enden der Stege, während bei der Fälschung
die Stege vernietet sind.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Original und
Fälschung ist die Beschriftung des Zifferblatts. Gefälscht werden bisher
nur die Varianten
-
Ohne Markierung und
-
„J“ im achteckigen Stern
Die jedoch beide auch bei Originalen verwendet werden!
Die anderen von Junghans
verwendeten Variationen wurden bisher nicht gefälscht und können daher als
Kennzeichen einer Originaluhr gelten.
Es sind dies:
-
„J“ mit der bogenförmigen, sehr kleinen
Überschreibung „unghans“ im achteckigen Stern
-
„Germany“ unterhalb 6 Uhr
-
„Germany“ oberhalb 6 Uhr
-
„Made in Germany“ in den gleichen Varianten
-
Pfeilkreuz
-
Silbernes Zifferblatt mit Schriftzug „Junghans“
-
„Junghans Germany“ unterhalb 6 Uhr
-
„Junghans Germany“ in Kombination mit „J“ im
achteckigen Stern
-
Rote oder Schwarze 24h Zahlen neben den 12h
Zahlen
näheres hierzu siehe unten im Kapitel
Zifferblätter.