1. Viele der Junghans Mysterieusen wurden in den Katalogen der Jahre 1910 bis 1938 bereits ab Werk unter gleichem Namen und Bestellnummer, jedoch in unterschiedlichen Ausstattungen angeboten.
2. Zusätzlich wurden im Lauf der Jahre aber auch unterschiedliche Merkmale verändert, ohne dass dies in den Katalogen dokumentiert wurde.
3. Weiterhin ist den Katalogen nicht die unterschiedliche Farbgebung des Uhrengehäuses zu entnehmen, da sie in schwarz/weiß gedruckt sind. Die Farben werden nicht einmal erwähnt.
4. Änderungen auf Kundenwunsch, abweichend von den in den Katalogen beschriebenen Eigenschaften.
Zu 1.: Folgende Uhren wurden in den Katalogen in unterschiedlicher Ausstattung angeboten:
Elegant (=Arcano):
a) Versilbert (Altsilber)
b) Vergoldet, Matt (Oro di Parigi = Pariser Gold = Blattgold
c) Patiniert, braun, die Patina ist als Farbe aufgebracht
d) Die Elegant wurde im italienischen Katalog unter dem Namen Arcano angeboten
Gamin:
a) Patiniert, dunkelgrün, nur 1923
b) Patiniert, Bronzeimitation, chemisch/thermische Patinierung
Liberty:
a) Patiniert, Bronzeimitation, chemisch/thermische Patinierung
Mercurio:
a) Patiniert (braun galvanisiert)
b) Vergoldet, Matt (Oro di Parigi = Pariser Gold = Blattgold)
Mercurio Piccolo:
a) Patiniert (braun galvanisiert)
b) Vergoldet , Matt (Oro di Parigi = Pariser Gold = Blattgold)
Rokoko:
a) Patiniert
b) Vergoldet
Salome:
a) Patiniert, dunkelgrün, chemisch/thermische Patinierung, 1922, 1923
b) Patiniert, Bronzeimitation, 1927 – 1932
Zu 2.:
Zu den Merkmale, die verändert wurden, ohne dies in den Katalogen zu erwähnen, gehören in der Hauptsache folgende:
a) Zifferblatt-Markierungen mit Warenzeichen und Herkunftsangaben wie im Abschnitt „Zifferblätter“ beschrieben
b) Kennzeichnung des Uhrwerks: entweder ohne oder durch Stempelung. Ganz überwiegend sind die Uhrwerke ungestempelt, manche tragen jedoch die Angaben Junghans und Germany, andere den achteckigen Stern mit dem „J“.
Bild
34
a) Signatur
bzw. deren Fehlen auf den Trägerfiguren. Einige der „deutschen“ Figuren,
nämlich Elegant, Salome und Gamin sind üblicherweise mit dem Namen des
Bildhauers signiert, also F.
Iffland. Figuren im
„französischen“ Stil tragen – wie bei französischen Bildhauern üblich – auf dem
Sockel ein Schild mit Angaben zum Titel der Figur und ihrem Bildhauer. So z.B.
die Prisonniere, mit der Aufschrift „Prisonniere par Ferrand“ oder Gloire mit
„Gloire par Geo Maxim“. Figuren, die historischen Ursprungs sind wie z.B. Mercurio
von Giovanni di Bologna aus dem 17- Jahrhundert oder Liberty von Frédéric-Auguste Bartholdi 1875 tragen keine
Signatur.
b) Verzierung der 3 Stege: punzierte Quadrate
außen, Rechteck innen oder Dreiecke außen, Kreis innen:
Bild 35
Zu 3:
Die Farbgebung der Uhren ist aus den schwarz/weiß gedruckten
Katalogen nicht zu entnehmen. Folgende Farben sind derzeit bekannt:
a) Uhrengehäuse
komplett vergoldet, dabei besteht bei allen Uhrentypen mit Ausnahme von Typ 5
das Gehäuse aus verkupfertem Zinkguss mit einer gelben Sperrschicht, um zu
verhindern, dass die Vergoldung ins Kupfer einsinkt. Für die Lackierten Uhren
wurde dann eine rostbraunfarbene Grundierung aufgebracht, anschließend lackiert
oder die galvanisierte Kupferschicht wurde chemisch gefärbt. Die vergoldeten
Uhrengehäuse vom Typ 1 und 4 wurden galvanisch vergoldet, die vom Typ 2 und 3
mit Blattgold belegt. Diese Typen dürfen nicht im Ultraschallbad gereinigt
werden.
b) Lünette
und Pendelgewicht dunkelgrün lackiert oder patiniert sh. auch Museumsexemplare
in Schramberg (Foto rechts)
c) Lünette
und Pendelgewicht braun lackiert (Foto links)
d) Die
Kugeluhr Typ 5 ist blau lackiert
e) Lünette
braun, Restliches Gehäuse gelb
f) Lünette
und Pendelgewicht schwarz.
Bild 36 Bild 37 Bild 37-1
Zu 4:
Diese Änderungen sind nur mit großen Unsicherheiten zu beschreiben.
a) Eine Junghans Uhr wird mit einer Figur der Zeit kombiniert. Um die Jahrhundertwende entstanden unzählige Figuren, die oft bereits für durchaus profane Zwecke geschaffen und vorbereitet waren. Figuren wurden als Lampenträger, Uhrenhalter, Taschenuhr-Ständer, Siegertrophäen bei Wettbewerben jeder Art usw. vor-konfiguriert, indem z.B. ein Arm nach oben gereckt dargestellt wurde, auf diesem Arm konnte dann alles mögliche befestigt werden. Das gleiche Figurenmotiv wurde oft auch in verschiedenen Größen gefertigt, von der 10cm hohen Siegertrophäe über die 25 cm große Mysterieusen-Figur, ein 40 cm hoher Figurenaufsatz für eine Kaminuhr o. ähnliches. Charakteristisch für Figuren, die in größeren Stückzahlen hergestellt wurde, war jedenfalls zu dieser Zeit, dass die Figuren aus Zinkguss gefertigt waren und nicht aus Bronze. Nachkriegsfiguren sind dagegen nicht aus Zinkguss, sondern als Messingguss oder aus Bronze gefertigt.
Natürlich ist es denkbar, dass Kunden, die eine Mysterieuse kauften, für diese eine andere Trägerfigur haben wollten, sei es eine Figur mit einem anderen Motiv oder auch eine Figur aus Bronzeguss. Es existieren eine Reihe von Figuren aus dieser Zeit, die eine definitiv originale Halterung besitzen, d.h. Arm/Hand und Halterung sind einstückig oder zeitgemäß verlötet, wobei die Abstände der Lagersteine exakt zu den Junghans-Uhren passen. Solche Kombinationen werden im Kapitel 12 näher beschrieben.
Bild 38
Drei Beispiele sind oben abgebildet.
a) Auf die gleiche Weise ist es denkbar, dass Original Holzsockel aus Eiche oder Nussbaum gegen solche aus edleren Hölzern getauscht wurden. Sockel aus dem tropischen Amboina-Maserholz (sh. Bild unten rechts) kolonialen Ursprungs mit seiner roten Grundfarbe waren in dieser Zeit sehr beliebt, sh. Hierzu Mysterieusen im Internationalen Uhrenmuseum in La-Chaux-de-Fond oder in Le Locle. Auch Marmorsockel wurden als Ersatz für die billigeren Holzsockel gewünscht, sh. hierzu eine Elegant im Stadtmuseum Schramberg. Im Gegensatz zu den vorher erwähnten Änderungen durch Austausch der Haltefigur, handelt es sich bei diesen wohl doch zweifelsfrei um Originale Junghans Uhren. Es ist jedoch zu beachten, dass der Übergang von Original zu nicht-Original fließend ist und unterschiedlich bewertet werden kann.