Der Bestand an Schwingpendeluhren in Privatbesitz wurde
hauptsächlich durch Kriegseinwirkung in erheblichem Masse gemindert.
Die Bestimmung des Preises einer solchen Uhr anhand von
Kaufkraftvergleichen der in den erhaltenen Junghans-Katalogen angegebenen
Preise gestaltet sich schwierig. Wenn eine Rokoko 1923 35 Mark kostete, so
entspräche dies nach den Tabellen des statistischen Bundesamtes in etwa 150€.
Tatsächlich entsprach diese Summe aber etwa einem Viertel des monatlichen Einkommens
eines Arbeiters. Auch zum Vergleich kann dienen, dass 1932 die
Arbeitlosenunterstützung für eine dreiköpfige Familie 51 RM betrug (16).
Aus den französischen Katalogen ist zu ersehen, dass z.B.
der Elefant im Jahr 1910 65 Francs
kostete. Bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt eines Arbeiters von ca. 2500
Francs liegt auch dies im Bereich eines Wochengehalts.
Damit dürfte die Zielgruppe für die Schwingpendeluhren im
Bereich des mittleren bis gehobenem Bürgertums liegen. Der Vergleich mit den Preisen
der billigen Wecker von 3-5 Mark, die hauptsächlich für die Arbeiter, die im
Zeitalter der Industrialisierung auf pünktlichen Arbeitsantritt angewiesen
waren, erschwinglich sein mussten, stützt diese Betrachtung.
Die Folgen des ersten Weltkriegs dürfte den Bestand der
Schwingpendeluhren nicht erheblich reduziert haben.
Im Gegensatz dazu standen die Folgen des zweiten Weltkriegs.
Der Bombenkrieg der Jahre ab 1943 zielte erklärtermassen auf die
Zivilbevölkerung insbesondere der Städte. So wurde bis zum Kriegsende ca. 80%
des Wohnraumes der Innenstädte aller bedeutenden deutschen Städte zerstört
(17).
Geht man davon aus, dass aus den oben erörterten Gründen hier
die Wohngebiete des mittleren Bürgertums und der Beamtenschaft lagen und damit
auch hier die größte Anzahl der Mysterieusen in Privatwohnungen sowie in den
Schaufenstern von Uhrmachergeschäften standen, kann man auch von einem
entsprechenden Verlust dieser Uhren ausgehen.
Als Kulturgüter von untergeordnetem Wert wurden diese Uhren
auch nicht ausgelagert oder auf Fluchtbewegungen mitgenommen.
Ein weiterer Verlust trat dann wahrscheinlich in den
Notjahren der Nachkriegszeit auf, als viele der verbliebenen Wertgegenstände in
lebensnotwendige Dinge umgetauscht wurden.
Dies alles trug sicher dazu bei, dass heute der überwiegende
Teil der noch angebotenen Junghans Mysterieusen aus dem Ausland kommt,
insbesondere aus den USA und aus Großbritannien.
Die obigen Erklärungen beruhen zum großen Teil auf Annahmen
und sind daher spekulativ, an den grundsätzlichen Schlüssen dürfte dies jedoch
wenig ändern.