Obwohl die Junghans-Kataloge der gesamten Herstellungsperiode von 1910-1938 zumindest als deutsche Ausgaben vollständig vorhanden sind (Stadtmuseum Schramberg), ist dies für ausländische Kataloge nicht sicher.
Es sind lediglich ein französischer Katalog von 1910 und ein italienischer von 1913 vorhanden. Ob weitere Kataloge für diese Länder existieren, ist nicht bekannt.
Es liegt jedoch eine Werbeanzeige der Firma Junghans aus einer italienischen Lifestyle-Zeitschrift von 1923 vor, die eine nicht in Katalogen dokumentierte Schwingpendeluhr zeigt. Die Figur eines Schwans ist kombiniert mit einer Uhr vom Typ 4 mit bis dato unbekanntem Zifferblatt und Zeigern.
Bild 61
Daraus muss wohl der
Schluss gezogen werden, dass es Original-Junghans Modelle gibt, die nicht in
den derzeit zugänglichen Katalogen dokumentiert sind.
Zur weiteren Eingrenzung
kann folgende Überlegungen dienen:
es hat nur zwei
Hersteller gegeben, die in den Jahren bis 1938 industriell Schwingpendeluhren
gefertigt haben: Ansonia in den USA und Junghans in Europa.
Alle Ansonia Uhren haben
eine Kreuzfeder-Aufhängung, während alle Junghans Uhren auf zwei Spitzen
gelagert sind.
Beide sind also
unmittelbar und einfach voneinander zu unterscheiden.
Bild 62-1
Bild 62-2
Die Spitzen-Lagerung der Junghans Uhren erfordert eine spezielle Auflage mit zwei Steinen, auf denen die Spitzen gelagert sind.
Die Auflage selbst kann als Kriterium für die Originalität nur selten herangezogen werden, weil die Auflage aufgrund ihrer exponierten Position im Laufe der Zeit häufig durch eine neue ersetzt wurde.
Wenn jedoch an der Figur zu erkennen ist, dass die Befestigung für die Auflage offensichtlich mit dem Entwurf der Figur bereits geplant wurde, liegt der Schluss nahe dass sich um eine Junghans Figur handelt.
Bild 63
Bild 63 zeigt 3 Halterungen für die Uhrenauflage von originalen Junghans-Figuren.
Bild 64
Bild 64 zeigt 4 Halterungen von Figuren, die nicht für Junghans Schwingpendeluhren hergestellt wurden.
Ist also eine Figur vorhanden, die
1. eine Schwingpendeluhr trägtund
2. die nicht in den Junghans-Katalogen dokumentiert ist
bleiben folgende Kriterien zu prüfen:
1. handelt es sich um eine Zinkguss Figur aus der Zeit um die Jahrhundertwende?
2. ist die Auflage für die Lagerung auf Spitzen geeignet?
3. ist die Figur stilistisch oder durch Signatur dem französischen oder dem italienischen Kulturkreis zuzuordnen (siehe hierzu die Darstellungen in den vorhergehenden Kapiteln)?
4. ist die Befestigung der Auflage an der Figur Teil der Figur?
5. Sofern eine originale Auflage vorhanden - ist diese von Junghans?
Nur wenn alle diese Kriterien erfüllt sind, besteht die Möglichkeit, dass es sich um eine originale Junghans-Figur handelt.
In der folgenden Abbildung 64 werden zunächst 4 Figuren gezeigt, die zwar zum Halten einer Schwingpendeluhr umgeändert wurden, aber mit Junghans nichts zu tun haben.
Bild 64
Bei allen Figuren handelt es sich um Zinkguss Figuren im französischen Jugendstil bzw. Biedermeier. Die beiden äußeren Figuren tragen Uhrenhalter, die nicht den von Junghans verwendeten entsprechen. Bei den beiden mittleren Figuren sind die Uhrenhalter in ein Ornament bzw. in die Handfläche der Figur eingebohrt. Dies entspricht nicht den von Junghans verwendeten Aufnahmen für Uhrenhalter.
Die im Folgenden beschriebene Figur "Surprise" ist dagegen ein Fall, bei dem die Originalität nicht ausgeschlossen werden kann, obwohle sie nicht durch Kataloge belgbar ist.
Bild 65-1 Bild 65-2
Die Surprise ist eine Zinkgussfigur des Biedermeier. Die Halterung für die Uhrenauflage ist zusammen mit der Figur gegossen worden, die Figur war also von Anfang an für die Verwendung mit einer Schwingpendeluhr vorgesehen. Auch ist die Figur mehrfach belegt, also keine einfach-Anfertigung. Es ist deshalb nicht auszuschliessen, dass es sich um eine original-Figur von Junghans handelt.