11.4 Einstellen des Pendelgewichts - Junghans Schwingpendeluhren - Mysterieuse

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11.4 Einstellen des Pendelgewichts

11 Regulierung
11.4        Einstellen des Pendelgewichts

Die erste Korrektur erfolgt nun beim Bleigewicht in der Gewichtskugel.
Dieses liegt in der Regel zwischen 58g und 65g. Eine Verringerung des Gewichts lässt die Uhr langsamer schwingen, eine Erhöhung schneller.
Es ist sinnvoll, sich folgende Hilfsmittel zu beschaffen bzw. anzufertigen:
-          Blei in Form von ca. 2mm starkem Blech
-          Blei in beliebiger Form zum Schmelzen
-          Eine Silikonform von einer Original-Blei-Gewichtskugel mit Abformung der Bohrung für die Pendelstange
Es werden nun ca. 58g Blei abgemessen, geschmolzen und in der Silikonform zur Kugel gegossen. Die entstehende Kugel wird ca. 56g wiegen, der Rest bleibt als Abfall im Schmelztiegel.
Dann werden aus dem Blei-Blech mehrere Streifen geschnitten, so lang, dass man sie um die Außenseite der Gewichtskugel biegen kann, wo sie auf dem Wulst, der zentral um die Kugel läuft liegen können. Die Gewichte sollen 1g, 2g usw. bis 6g betragen, sodass man das Gewicht der Kugel mit jeweils einem Bleiring schrittweise erhöhen kann.
Die selbstgegossene Bleikugel wird nun in der Gewichtskugel platziert, die Länge der Pendelstange wieder so reguliert, dass die Feder satt am untersten Steg anliegt und die Uhr wird durch Auslenken in Betrieb genommen (die Feder muss nun natürlich zu etwa ¾ aufgezogen sein). Wenn sie stehenbleibt, wird außen das erste Gewicht aufgelegt und der Prozess wird wiederholt. Solange, bis die Uhr stabil läuft, d. h. länger als 20min durchläuft.
Nun erfolgt die eigentliche Regulierung: Das Bleigewicht wird solange verändert, bis die Schlagzahl der Uhr ca. 5760 /h beträgt. Verfügt man nicht über ein Messgerät für die Schlagzahl, das mittels eines Festkörpermikrofons und Zähl-Elektronik die Schlagzahl misst, kann man die Zahl der Schwingungen der Uhr mit der Stoppuhr messen. Die Soll-Frequenz ist dabei 48 /min (5760/(2*60)).
Hat man die Uhr mit dem Kugelgewicht in etwa eingestellt, erfolgt der nächste Schritt: eine für diesen Zweck neu gegossene Gewichtskugel von ca. 65 - 68g wird an einer Seite flach abgefeilt, bis sie das vorher ermittelte Sollgewicht hat. 
 
                                                                         Bild 60

 
Dann wird die Bohrung für die Aufhängestange verengt, bis die Kugel recht fest auf der Stange sitzt. Nun wird diese Kugel mit den Kugelschalen, den 3 Applikationen der Feder und – nicht zu vergessen – der kleinen Feder, die die Kugel in den beiden Kugelschalen ruhig hält, auf der Stange montiert. Sinnvollerweise wird die Bleikugel im Inneren der unteren Kugelschale mit einem kleinen Tropfen eines geeigneten Klebers (wieder entfernbar) fixiert.
 
Durch Drehen der Gewichtskugel (in deren Innerem die asymmetrisch gefeilte Bleikugel befestigt ist) kann man nun auf einfachste Weise die Uhr im Ruhezustand auf eine   senkrechte Lage einstellen.
 
              Bild 60-1                                                  Bild 60-2                                            Bild 60-3

 
Bei den Bildern 60-1 bis 60-3 sind aus Gründen der Anschaulichkeit die Kugelschalen weggelassen. Man sieht, wie durch Verdrehen des asymmetrischen Gewichts eine beliebig große Schrägstellung der Uhr im Ruhezustand ausgeglichen werden kann.
 
Die Feinregulierung wird danach über Verlängerung mittels der Stellschraube (schneller) oder Verkürzung (langsamer) vorgenommen.
 
Will man den oben beschriebenen Prozess vereinfachen, kann man wie folgt vorgehen:
 
Zunächst wird festgestellt, ob die Uhr mit dem ursprünglichen Gewicht vor- oder nachgeht.
 
Geht sie – wie zu erwarten ist – vor, wird die Bleikugel Stück für Stück abgefeilt und immer wieder ausprobiert, bis die Pendelfrequenz ca. 48/min ist.
 
Obwohl diese Verfahren durchaus zum Ziel führt, wird es nicht empfohlen, da hierdurch ein ursprüngliches Teil der Uhr unumkehrbar verändert wird. Ein solches Vorgehen entspricht nicht dem Grundsatz einer Restaurierung, dass jede vorgenommene Maßnahme umkehrbar sein muss, sodass der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden kann.
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